2018 – Tagebuch 2
Tagebuch Benin Januar 2018/2
Im Projekt in Gohomey
Heute begannen Thomas und ich den Arbeitstag mit der Visite im Krankenhaus, um nach unseren unterernährten Kindern zu schauen. Alle beide haben zunächst überlebt. Wir sind erleichtert.
Das frühmorgentliche Frühstück auf dem Einbaum bei der Mono Flussfahrt entfällt wegen Wassermangel im Mono jetzt in der Trockenzeit.
Alle beginnen mit ihren Arbeiten. Peter und ich sprechen mit Mme. Helene und M. Dieudonne sowie unserem Gynäkologen über sein Verbleiben im Projekt und über die Zukunft des Projektes. Eine sehr fruchtbare Diskussion mit ganz neuen Visionen. …. Und der Gynäkologe bleibt zunächst einmal.
Im Gefängnis von Lokossa
Nach einer kurzen Siesta geht es gegen 15.00 Uhr nach Lokossa. Wir grüßen noch Bischof Victor und fragen an, ob wir noch kurz bei ihm vorbeikommen sollen. Aber er ist nicht da, erwidert die Grüße und segnet uns.
So laufen wir dann beim Gefängnis auf und treffen auf eine strahlende Gefängnisdirektorin, die uns empfängt. Wieder, wie immer, ist das Gefängnis hoffnungslos überfüllt. Das Stimmengewirr hinter den Mauern deutet auf hunderte Menschen.
Wir überreichen der Gefängnisdirektorin mit Grüßen des Niederrhein-Bischofs Rolf Lohmann die von ihm noch gesegnete Skulptur der Consolatrix afflictorum. Sie freut sich sichtbar sehr und ist bewegt. Später, am Ende des Besuches, als sie mir eine Botschaft mitgibt für den Bischof, verstehe ich, warum. Ein kurzes Gespräch über die neue Gefängnismauer, die drei Hektar eingrenzen wird.
Und noch eine Nachricht. Im Gefängnis von Lokossa sterben in ganz Benin die wenigsten Gefangenen. Vier im letzten Jahr. Die Gefängnisdirektorin führt das eben auch auf die Medikamente zurück, die sie durch APH dort immer zur Verfügung haben.
Dann kommt der Gefängnispfarrer und wir gehen – wie in einer kleinen Prozession – einer nach dem anderen – in das Innere des Gefängnisses . Vorne die Direktorin und ihre Begleiter, dann der Priester, dann wir. Das Szenario ist unglaublich und für uns nicht von der Welt, die wir kennen und einordnen können. Durch ein wahres Heerlager von ca. 200 Menschen ziehen wir durch eine enge Menschengasse so weit ins Innere des Gefängnisses, das ich mich wundere, dass der Gottesdienst hier stattfindet. Die Menschen grüßen uns mehrheitlich sehr freundlich, wir grüßen zurück und nehmen inmitten des Menschengewusels unsere Plätze direkt am Altar ein. Die Frauen singen und die Trommeln spielen. Eine unglaublich andere Wirklichkeit! Man nimmt eine besondere, aber nicht bedrohliche Anspannung wahr. Rechts neben uns steht in einem Glaskasten eine große Gottesmutterstatue. Die Gottesmutter der „Rosa mystica“. Eine Kerze wird vor ihr entzündet.
Als ich wenig später noch mal dorthin schaue, sehe ich einen bewaffneten Soldaten auf einem Stuhl neben der Gottesmutter und hinter uns stehen. Er muss der offenbar den Überblick behalten. Dieses Erlebnis einer Eucharistiefeier werde ich nie in meinem Leben mehr vergessen. Wir beten, singen, klatschen mit den Menschen dort und hören eine kurze, aber beeindruckende, die Menschen in ihrer speziellen Situation sehr Wert schätzende Predigt. Die Gefängnisdirektorin spricht kurz und erklärt, wer wir sind.
Wir erklären, woher wir kommen, überbringen die Grüße aus Kevelaer und das Bedauern des Weihbischofs. Dann erzähle ich mit der kleinen Statue der Gottesmutter in der Hand etwas über die Consolatrix afflictorum und es berührt die Gefangenen offenbar so sehr, dass fast schon stürmischer Applaus losgeht.
Da hat wohl der Heilige Geist gewirkt, die richtigen Worte in dieser Umgebung und in französischer Sprache zu finden. Ganz bemerkenswert war noch, dass während unseres Gottesdienstendes und danach ein muslimischer Gefangener in einer Ecke des Hofes ungestört sein Gebet auf seinem Teppich verrichtete. Die Toleranz der Religionen ist in Benin genial, auch wenn sehr viel Anderes ganz kompliziert ist und sogar eine Bezeichnung gefunden hat: Beninoiserie.
Wir fahren anschließend noch im Behinderten-Zentrum in Lokossa vorbei. Morgen kommen ca. 15 Kinder von dort zur Wallfahrt zu uns an die Gnadenkapelle.
LG von uns Fünfen, Elke