2018 – Tagebuch 3

Tagebuch Januar 2018/3

Wieder ein beeindruckender Tag heute. Die Taufe von Christina, der Tochter von M. Dieudonne und seiner Frau fand statt im Rahmen eines Pilgertages von Kindern und jungen Menschen – krank und gesund – in Gohomey – inmitten unseres Krankenhauses.

Junge Menschen aus einer Nachbarkirchengemeinde, Kinder aus dem Behinderten-Zentrum in Lokossa, unsere Waisen-und Kinderkrippenkinder, Patienten aus dem Krankenhaus und alle Taufgäste vor dem Gnadenbild im Innenhof des Krankenhauses in Gohomey versammelt zu sehen, war schon bewegend. Sie alle später beim gemeinsamen Mittagessen froh und lachend miteinander zu sehen, rührte fast zu Tränen. Ein kleines Heerlager von Kindern und jungen Menschen im völligen Miteinander, ungeachtet ihrer körperlichen oder geistigen Gesundheit oder Krankheit.

Unsere kleine Kapelle war sehr voll und bebte fast vor schmetterndem Singen, Trommeln und Klatschen während des Taufgottesdienstes.

Am Nachmittag besuchen wir auf unserer Mopedtour – dieses Mal auf ganz neuen Wegen – ein Mikrokreditprojekt, das seit zwölf Jahren funktionier. W wir besuchen auf ein Bier oder eine Coca unseren ehemaligen Mitarbeiter Simon. Alle erfreuen sich des Wiedersehens, obwohl, die Trennung vor Jahren sehr kompliziert war.

Unwillkürlich denke ich, es wäre wunderschön, wenn uns das mit den Schwestern von Padre Pio auch so ergehen könnte ….

Abends haben wir noch das Gespräch über die Zukunft des Zentrums mit Helene und auch über ihre Zukunft im Projekt. Ein wirklich gutes Gespräch, welches Peter und mir viel Hoffnung gibt.

Und dann kommt die wunderbare Theateraufführung unserer Waisenkinder. Sie spielen die Etappen dieses Besuches, die Messe und Medikamentenübergabe im Gefängnis, die Taufe, den Pilgertag in Gohomey, die Segnung der Kranken im Krankenhaus so, als wäre „Bischof Lohmann“ mit Ange, Charly, Thomas, Peter und mir dort gewesen. Das war so eine Freude, die Kinder so engagiert und intensiv ihre Rollen spielend zu sehen!

So endet der Tag, der Abend in einem ganz besonderen Gefühl der Verbundenheit und Dankbarkeit.

2018 – Tagebuch 2

Tagebuch Benin Januar 2018/2

Im Projekt in Gohomey
Heute begannen Thomas und ich den Arbeitstag mit der Visite im Krankenhaus, um nach unseren unterernährten Kindern zu schauen. Alle beide haben zunächst überlebt. Wir sind erleichtert.

Das frühmorgentliche Frühstück auf dem Einbaum bei der Mono Flussfahrt entfällt wegen Wassermangel im Mono jetzt in der Trockenzeit.

Alle beginnen mit ihren Arbeiten. Peter und ich sprechen mit Mme. Helene und M. Dieudonne sowie unserem Gynäkologen über sein Verbleiben im Projekt und über die Zukunft des Projektes. Eine sehr fruchtbare Diskussion mit ganz neuen Visionen. …. Und der Gynäkologe bleibt zunächst einmal.

Im Gefängnis von Lokossa
Nach einer kurzen Siesta geht es gegen 15.00 Uhr nach Lokossa. Wir grüßen noch Bischof Victor und fragen an, ob wir noch kurz bei ihm vorbeikommen sollen. Aber er ist nicht da, erwidert die Grüße und segnet uns.

So laufen wir dann beim Gefängnis auf und treffen auf eine strahlende Gefängnisdirektorin, die uns empfängt. Wieder, wie immer, ist das Gefängnis hoffnungslos überfüllt. Das Stimmengewirr hinter den Mauern deutet auf hunderte Menschen.

Wir überreichen der Gefängnisdirektorin mit Grüßen des Niederrhein-Bischofs Rolf Lohmann die von ihm noch gesegnete Skulptur der Consolatrix afflictorum. Sie freut sich sichtbar sehr und ist bewegt. Später, am Ende des Besuches, als sie mir eine Botschaft mitgibt für den Bischof, verstehe ich, warum. Ein kurzes Gespräch über die neue Gefängnismauer, die drei Hektar eingrenzen wird.

Und noch eine Nachricht. Im Gefängnis von Lokossa sterben in ganz Benin die wenigsten Gefangenen. Vier im letzten Jahr. Die Gefängnisdirektorin führt das eben auch auf die Medikamente zurück, die sie durch APH dort immer zur Verfügung haben.

Dann kommt der Gefängnispfarrer und wir gehen – wie in einer kleinen Prozession – einer nach dem anderen – in das Innere des Gefängnisses . Vorne die Direktorin und ihre Begleiter, dann der Priester, dann wir. Das Szenario ist unglaublich und für uns nicht von der Welt, die wir kennen und einordnen können. Durch ein wahres Heerlager von ca. 200 Menschen ziehen wir durch eine enge Menschengasse so weit ins Innere des Gefängnisses, das ich mich wundere, dass der Gottesdienst hier stattfindet. Die Menschen grüßen uns mehrheitlich sehr freundlich, wir grüßen zurück und nehmen inmitten des Menschengewusels unsere Plätze direkt am Altar ein. Die Frauen singen und die Trommeln spielen. Eine unglaublich andere Wirklichkeit! Man nimmt eine besondere, aber nicht bedrohliche Anspannung wahr. Rechts neben uns steht in einem Glaskasten eine große Gottesmutterstatue. Die Gottesmutter der „Rosa mystica“. Eine Kerze wird vor ihr entzündet.

Als ich wenig später noch mal dorthin schaue, sehe ich einen bewaffneten Soldaten auf einem Stuhl neben der Gottesmutter und hinter uns stehen. Er muss der offenbar den Überblick behalten. Dieses Erlebnis einer Eucharistiefeier werde ich nie in meinem Leben mehr vergessen. Wir beten, singen, klatschen mit den Menschen dort und hören eine kurze, aber beeindruckende, die Menschen in ihrer speziellen Situation sehr Wert schätzende Predigt. Die Gefängnisdirektorin spricht kurz und erklärt, wer wir sind.

Wir erklären, woher wir kommen, überbringen die Grüße aus Kevelaer und das Bedauern des Weihbischofs. Dann erzähle ich mit der kleinen Statue der Gottesmutter in der Hand etwas über die Consolatrix afflictorum und es berührt die Gefangenen offenbar so sehr, dass fast schon stürmischer Applaus losgeht.

Da hat wohl der Heilige Geist gewirkt, die richtigen Worte in dieser Umgebung und in französischer Sprache zu finden. Ganz bemerkenswert war noch, dass während unseres Gottesdienstendes und danach ein muslimischer Gefangener in einer Ecke des Hofes ungestört sein Gebet auf seinem Teppich verrichtete. Die Toleranz der Religionen ist in Benin genial, auch wenn sehr viel Anderes ganz kompliziert ist und sogar eine Bezeichnung gefunden hat: Beninoiserie.

Wir fahren anschließend noch im Behinderten-Zentrum in Lokossa vorbei. Morgen kommen ca. 15 Kinder von dort zur Wallfahrt zu uns an die Gnadenkapelle.

LG von uns Fünfen, Elke

2018 – Tagebuch 1

Benin Januar 2018/1

Nach guter Anreise und erster Nacht in Benin fahren wir den ersten Teil des Weges ins Projekt mit dem Boot über Ganvie.

Die Müllberge bei der Ausfahrt aus der Stadt erschrecken. Man baut dort neue Straßen und Häuser am Ufer der Lagune auf dem Müll. Ein schreckliches Fundament und Symbol für den Zustand unserer Welt. Worauf wollen wir künftig aufbauen … ?

Leben in der Pfahldorfsiedlung für ca. 25.000 Menschen. Dann – nach den historischen Hintergründen für die Entstehung von Ganvie und dem Handelstreiben und Leben auf der Lagune am frühen Morgen – geht es weiter nach Quidah, dem Ort der größten Sklaven Deportation in Westafrika.

Wir lernen von unserem Guide sehr viel über die spirituelle und mentale Kraft der Menschen vor ihrer Deportation. Sie legten alles darauf an, dass nur ihre Körper ihre Heimat verließen, ihr Geist und ihre Seele jedoch in der Heimat blieben. Unser Führer war der Meinung, dass ca. 50 Millionen Menschen als Sklaven aus Afrika deportiert wurden.

Auch über die Ankunft der ersten Missionare und Ordensschwestern in Afrika hörten wir sowie über die Aversion der Menschen bzgl. der drei „M“: Militaire, Missionares, Merchandise.