Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 1 – November 2018 –
Schon seit 1994 komme ich nach Benin. Bei den allerersten Reisen in den Benin und in den Niger war ich so betroffen über die erstmals konkret gefühlte Ungerechtigkeit in unserer Welt, dass es keine Diskussion darüber geben musste, dass wir versuchen wollten, die Basisgesundheitsversorgung für die Menschen in ländlicher Region zu verbessern. Die Frage galt einzig dem Wo und dem Wie.
Es war die erster konkrete Erfahrung dessen, dass es auf unserer Welt welche gibt, die alles haben und fast alles können und welche – nicht wenige – die nichts haben und denen absolut keine Chance auf Teilhabe eingeräumt wird. Heute spüre ich das seit vielen Jahren wieder sehr intensiv. Ich fühle es, weil so viele Menschen in unser Krankenhaus kommen, deren allerletzte Hoffnung wir im Wortsinne sind. Junge Menschen zumeist. Bei uns würde man sagen, Menschen, die das Leben noch vor sich hin haben.
Und ich begreife zum ersten Mal ganz tief im Inneren, was diese Redewendung „Linderung der Leiden“ konkret meint. Menschen, die unerträgliche Schmerzen haben, so wie die 20 jährige Agathe mit ihrem Tumor an/in der Wirbelsäule, der ihr rechtes Bein schon lähmt. Seit 1,5 Jahren schreitet ihr Leiden konkret fort. Inzwischen kann sie nicht mehr laufen und es ist fraglich, ob der Tumor noch operabel ist. Wir versuchen jetzt zunächst, ihre eine Schmerztherapie mit Morphinen zu ermöglichen.
Oder der 31 jährige Lehrer, der nach einem Sturz eine komplett verschobene Oberschenkel Fraktur hat. Seit fünf Monaten lebt er so. Er hat eine schwerwiegende Grunderkrankung, die jedoch behandelt wird bei uns im Zentrum. Zusätzlich entwickelt sich auch bei ihm ein Tumor im Rücken, der sehr schmerzt. Das spitze Knochen Fragment des Oberschenkels spiesst dauernd in die Oberschenkelmuskulatur. Wie können wir all diese Leiden lindern? Erstens – und das ist toll: durch ein sehr, sehr empathisches Medizinerteam, das sich sehr viele Gedanken um die Menschen macht. Ihnen erklärt, was wir tun können. Ein Team, das interdisziplinär abwägt, was sinnvoll und möglich ist hier im afrikanischen Kontext. Immer und immer wieder stößt man dabei an die Grenzen auf diesem Kontinent, trotz aller grossartiger Entwicklung hier im Krankenhaus.
Die Duldsamkeit, die Leidensfähigkeit und die Dankbarkeit der Menschen ist riesig. Dr. Kohler und sein Team haben gestern über 30 traumatologisch, orthopädische Operationsfälle angeschaut in der präoperativen Sprechstunde. Plötzlich kam ein Mann und wollte Dr. Kohler sprechen. Als er dann vor Johannes Kohler stand, strahlte erinnern an und sagte, er sei so glücklich, so dankbar, so voller Ehrerbietung, dass er ihm habe so wunderbar helfen können.
Das nächste Szenario des Vormittags: eine junge Frau wird aus dem Unterleib blutend aus einem Auto in die Maternite geschleppt. Eine Blutspur zeigt noch einige Minuten später ihren Weg. Sie hatte ein Kind entbunden in einer der kleinen illegalen Maternites in den Dörfern und eine Nachblutung erlitten. Das Kind lebt, soweit wir bisher wissen. Die Mutter braucht wahrscheinlich eine Bluttransfusion. Auch hier wird unser Team helfend eingreifen und Blut spenden. So wie die letzten Mals auch schon. Im Oktober gab es 82 normale Entbindungen und 47 Kaiserschnitt-Entbindungen in unserem Zentrum.
Seit Oktober ist auch das Gebäude der Pädiatrie geöffnet für die Behandlung von Kindern. Wir dürfen das offiziell noch nicht als pädiatrische Fachabteilung deklarieren, weil wir noch keinen Kinderarzt/keine Kinderärztin haben. Aber eine Lösung zeichnet sich ab. Wir haben glücklich jedoch eine kompetente Kinderkrankenschwester, welche dort ihren Dienst mit unserem allgemeinmedizinischen Ärzteteam leistet. Das hilft schon sehr.
Seit Anfang Oktober wurden dort bereits 459 Patienten behandelt!! Allein dieser Zahlen zeigen, was der Präfekt des Couffo nicht müde wird, den Menschen zu erzählen: „Die Hoffnung für die Menschen der Region Couffou ist APH“.
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 2 – November 2018 –
Die Wege zurück ins Leben führen im Krankenhaus der Stiftung Aktion pro Humanitaet in Gohomey im westafrikanischen Benin – bei aller medizinischen Kompetenz – vorbei an der Consolatrix afflictorum, der Gottesmutter für die Geschundenen und Geschlagenen dieser Welt.
Von diesen Geschundenen, Geschlagenen, Ohnmächtigen gibt es im westafrikanischen Benin und im Niger Millionen! Eine davon war die junge Frau, die ja gestern massiv blutend nach einer Entbindung in einer der noch zahlreichen, kleinen, aber illegalen Dorf- Entbindungsstationen notfallmaessig zu uns gebracht wurde. Heute morgen war ich bei ihr. Es geht ihr viel besser, sie ist wach und gut ansprechbar, aber sie hat Fieber entwickelt. Sie erhält entsprechende Medikamente und ihr Baby ist jetzt bei ihr. Soweit es den Anschein hat, gesund!
Vor der Endoskopie von Dr. Ruediger Kerner und seinem Team warten jede Menge Patienten heute früh. Es hat sich schon eine Schlange vor der Apotheke gebildet. Auch bei der Mutter-Kind-Station herrscht heute grosser Andrang. Die praenatale, also vorgeburtliche Sprechstunde, wird sehr gut angenommen.
In der Kinderklinik pulsiert das Krankenhausleben mit maximaler Schlagzahl. Dr. Ode und die Krankenpfleger und -Schwestern haben kaum eine ruhige Minute. Dort kam heute auch der schwerst unterernährte Edou an. Seine Großmutter versuchte ihn bisher im Leben zu halten, musste aber wohl erkennen, dass sie es nicht schaffen kann. Die Haut des Jungen platzt auf aufgrund der schweren Unternährung, Hungeroedeme zeigen sich an der Füssen. Beide Ärmchen sind aufgrund des Mineralstoffmangels der Knochen gebrochen, wie es den Anschein hat. Die Großmama steht still und stumm an der Seite, beginnt zu weinen. Heute wird – neben anderen Operationen – das zweite künstliche Hüftgelenk implantiert.
Der schwer kranke junge Lehrer von gestern, der die Extension erhielt, ist heute wesentlich schmerzfreier und deutlich besser zurecht. Er kann essen, hat gut geschlafen, streckt den Daumen hoch, als ich ihn besuche und lacht. Es klappt eben auch öfters mit der Linderung der Leiden!
Heute Nachmittag fahren wir mit den Mopeds zu einem College hier in Gohomey, um eine Aufklärungskampagne unseres Cheflaboranten Andre und eine Mikrokreditgruppe zu besuchen.
Abends gibt es dann für uns mit Dieudonne und Rüdiger Kerner die monatliche Inventur der Apotheke und des Magazins. Steffi und Markus drehen ganz besondere Videokurzclips, die eine riesige Aufmerksamkeit erfahren.
Das Krankenhaus lebt so intensiv, dass ich manchmal auch ein wenig Angst vor unserer eigenen Courage entwickele. Doch nicht unsere Sorgen und Befindlichkeiten bestimmen den Weg, sondern die Bedürfnisse der Menschen hier in der ländlichen Region Couffo. Ihre Nöte, Leiden und Erfordernisse bestimmen unseren Weg.
Der ärztliche Zonendirektor war heute zu Gast und hat alle Dienste der Mission besucht. Die Zahnarztpraxis mit dem tollen Zahnarztstuhl und seiner Technik hat ihn beeindruckt, ebenso wie unserer OP-Team mit der TEP-Implantation von gestern. Die Pädiatrie mit jetzt schon über 500 behandelten Kindern liess ihn die dringliche Erfordernis seines Engagements fuer einen Kinderarzt / Kinderärztin sofort erkennen. Er beglückwünschte das ganze Team und sagte, dass es Konsens sei im Couffou und weit darüber hinaus, dass die Leistung von APH, der Dienst für die Menschen hier, einzigartig sei. Wir haben uns daraufhin gewünscht, dass es nicht bei dem respektvollen Dank eines „Abhängigen“ bleiben soll, sondern eben gelebte Partnerschaft praktiziert werden müsste.
Dazu gehört eben auch eine groesser werdende Partizipation des Staates.
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 3 – November 2018 –
Guten Morgen aus Gohomey,
gestern gab es einen Stromausfall im OP-Container während einer OP. Das war schon krisenhaft. Heute läuft aber alles wieder und das Team dort operiert die nächste Hüfte.
Edou, unser kleiner, schwerst unterernaehrte Patient hat die Nacht gut geschafft und trinkt loeffelchenweise seine Aufbau-Nahrung. Gerade wurden mit einer Drohne phantastische Luftaufnahmen von unserem Projekt gemacht, die wir bald zeigen werden.
Gestern hatten wir den Präfekten unserer neuen Prefecture Couffo zu Gast in unserem Projekt. Er ist jemand – ähnlich in der Funktion eines Ministerpräsidenten in unseren Bundesländern – der durchaus zur oberen Führungsmannschaft des Landes gehört. Jedoch ist er nach unserer bisherigen Erfahrung ein eher bescheidener Mensch mit grossem sozialen Engagement. Gestern erschien er offiziell in Uniform und mit einer Gruppe von Journalisten von Zeitung, Radio und Fernsehen im Projekt.
Der Rundgang und Besuch bei den unterschiedlichen Fachrichtungen bewegte ihn wie man es sah. Die Entwicklung des Krankenhauses zu sehen, machte ihn sehr froh. Er bedankte sich auf eine einfache, sympathische Art beim Team und den Spendern in Deutschland dafür. Er bestätigte auch noch einmal, dass das Krankenhaus jetzt zuerst den Status eines Hospitals und dann nach Umstrukturierung der
Krankenhäuser im Couffo den Status eines Zonenhospitals erhalten wird. Auch zu der Pflasterung der Zuwegung konstatierte er vor laufender Fernsehkamera, dass hier nun zügig das Budget bereitgestellt werden müsse. Denn auf diesem Weg ins Krankenhaus könne man als Patient ja zunächst erst mal nur kranker statt gesünder werden.
Bei diesem Besuch lernten wir auch den Kommandanten der Gendarmerie-Brigade gegenüber des Krankenhauses kennen. Die Gendarmerie hilft uns viel in dieser Region. Der Kommandant realisiert nun auch wohl schlussendlich, dass die kleinen Büdchen, Lädchen und Restaurants direkt vor dem Krankenhaus an die Hauptstrasse umziehen sollten. Schauen wir mal.
Heute früh um 8.00 Uhr haben Dr. Mensah, unser Chefarzt, Rüdiger Kerner, Angelika Klein und ich eine gemeinsame Visite im Krankenhaus gemacht. Es liegen dort so viele und so schwerkranke Patienten, wie ich es noch nie in über 20 Jahren wahrgenommen habe.
Was ebenfalls klar zu sein scheint, ist, dass die HIV-Infiziertenrate wieder ansteigt in unserer Region und die Menschen erst viel zu spät zum Testen kommen – und dies obwohl die antiretroviralen Medikamente kostenfrei abgegeben werden. Dr. Mensah macht dafür die fortbestehende Polygamie und das Levirat verantwortlich. Meines Erachtens bestehen diese Faktoren jedoch unverändert seit Auftreten von HIV / Aids in Benin.
In den ersten Jahren nach Einsatz dieser speziellen Medikamente sank die Infiziertenrate auch deutlich, da selbst infizierte Menschen bei niedriger Viruslast unter den Antiretroviralia das Virus kaum noch übertragen haben bei – z.B. – sexuellen Kontakten. Jetzt steigt die Infiziertenrate trotz des Einsatzes von Medikamenten wieder. Das stimmt uns alle sehr nachdenklich. Keiner spricht offen darüber und es müsste doch wieder so viel gesprochen, sensibilisiert werden. Aufgefallen waren mir in diesem Zusammenhang die vermehrten Lebensgeschichten unserer neuen Waisenmädchen, bei denen beide Elternteile innerhalb weniger Monate gestorben waren. Wie ganz am Anfang unserer Aidsprojektarbeit ….
Während unserer Visite am Morgen treffen wir auf einen Mann, der mit seiner Familie aus unserem Dorf Gohomey zu uns gebracht wurde. Ihm ist bei Bauarbeiten im Dorf eine Mauer auf den Kopf gefallen. Aus der Nase und dem Mund blutete er, ist sehr agitiert. Nach
erster Untersuchung konstatieren wir eine sehr niedrige Blutdrucksituation. Schock. Eine Schädelfraktur scheint wahrscheinlich, innere Verletzungen sind möglich. Am Nachmittag soll eine Röntgenuntersuchungen des Brustkorbes erfolgen und eine Ultraschall-Untersuchung des Bauchraumes. Er erhält ein Schmerzmittel und sedierende Therapie, Medikamente zur Hirnoedemprophylaxe etc.
Ca. eine Stunde nach der Visite kommt Dr. Mensah und berichtet, dass der Patient gerade verstorben sei. Es deutet auf eine Schädelbasisfraktur. Viele normale Diagnostik-Abläufe, die wir europäischen Ärzte in unseren Köpfen haben bei so einem schwer verletzten Patienten, liegen hier hunderte Kilometer entfernt. Ein Neurologe, ein MRT, ein CT, evt. ein Neurochirurg, ein Helikopter für den Transport, alles, alles nicht möglich.
Ebenso bei der Versorgung von pflegebedürftigen Patienten daheim.
Liebe Gruesse aus Gohomey, Elke
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 3 – Fortsetzung – November 2018 –
Wir besuchen heute ein zweites Mal unseren ehemaligen Nachtwächter, M. Honore. Er erlitt vor mehr als zwei Jahren einen Schlaganfall und wird seitdem in seiner Hütte von seiner Familie betreut. Er hat ein tiefes Rattan-Gestell, eine Art afrikanisches Pfegebett, mit Matratze. Dank APH. Er ist immer noch nicht berentet, erhält jedoch sein Salaire von APH weiter. Dies ermöglicht ihm, für seine Familie weiter sorgen zu können. Er hat einen Rollator, kann aber wohl nicht mehr laufen, wie der Bruder berichtet. Sein grösster Wunsch ist ein Rollstuhl, mit dem er sich wieder auch draussen bewegen könnte. Ausserdem beklagt er wegen einer wohl beginnenden Kontraktur im linken, gelähmten Arm Schmerzen in der Schulter. Es gibt im Wesentlichen keine Pflegehilfsmittel, keine ambulante Pflege daheim … Chancen bei der Pflege und Langzeitbehandlung solcher schwerkranker Patienten wie ein Pflegedienst, ambulante Physiotherapie/ Ergotherapie/ Logopädie sind undenkbar.
Ruben, unser Physiotherapeut und ich werden noch einmal mit dem Moped zu ihm fahren, ihm Übungen für seinen Arm, seine Schulter zeigen und schauen, welcher Typus von Rollstuhl, die hier möglich sind, gut für ihn wäre.
Vor der Zahnarztpraxis sitzen endlos neue Menschen, aber alle dort sind fröhlich bei der Arbeit. Ebenso in der Kinderklinik. Im OP findet heute Vormittag eine Metallentfernung statt, die sich sehr schwierig darstellt. Der OP-PLAN muss heute aufgrund eines neuen Falles geändert werden. Ein neunjähriges Kind muss nach Unfall mit verschobener Fraktur seines Beines heute noch dringend operiert werden.
Auch vor der Endoskopie knubbeln sich die Menschen. In der Kinderklinik werden heute trotz des weiter fortgesetzten Aufnahme- und Konsultationsgewusels noch viele handwerkliche Arbeiten von Martin und Peter vollendet. Schränke aufgehängt. Schreibtische montiert etc.
Wolfgang Paul, unser Anaesthesist arbeitet mit seinem beninischen Team unermüdlich für die zu operierenden Patienten, für Patienten mit Schmerzen etc. Den operierten Patienten der letzten Tage geht es ganz gut. Agathe, das Mädchen mit dem Wirbelsäulen-Tumor hat unser Krankenhaus mit den entsprechenden Morphin-Präparaten verlassen. Die Hoffnung auf eine OP hier vor Ort durch das Team hat sich nicht realisiert für den begleitenden Priester, so dass er sich dann an eine Stelle in Frankreich wenden möchte.
Unser kleiner Edou war heute nicht mehr Ganz so adynam, etwas entspannter. Wenn man mit der Großmama spricht, öffnete er die Augen und wendet den Kopf etwas in Richtung Stimme. Die Oma wirkt auch deutlich entspannter. Das mit dem Trinken der „bruille“ klappt es auch schon besser.
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 4 – November 2018 –
Der Tag heute war voll und sehr massiv in allen Empfindungen. Wir sehen mit Erschrecken, dass die Zahl der HIV-Patienten steigt. Viele junge Menschen liegen wieder in schwer reduziertem Allgemeinzustand bei uns im Krankenhaus. Sie haben kleine Kinder. Drei davon sind jetzt wieder in unserem Waisenhaus gelandet. Ihre traurigen Lebensgeschichten sind signifikant.
Ein Patient aus unserem Dorf Gohomey kam heute Vormittag zu uns, nachdem eine Mauer auf seinen Kopf gestürzt war. Trotz aller Mühen und Gedanken verstarb der Patient wohl an einer Hirnblutung oder einer Schaedelbasisfraktur.
Die positive Nachricht ist, dass der kleine Edou heute in leicht verbessertem Zustand bei seiner Oma liegt. Auch sie wirkt deutlich entlastet. Als ich mit ihr spreche, dreht er den Kopf etwas zur Seite und öffnet die Augen. Etwas vorwurfsvoll der Blick als wolle er sagen:“Es nervt, wenn ihr neben mir so redet…!“ Er schafft es gut, die nährstoffreiche Flüssigkeit zu trinken. Insgesamt sind die Empfindungen sehr wechselhaft.
Viele schwerstkranke Menschen und Kinder ohne Perspektive. Viele Menschen, die hier eine einzigartige Versorgung erhalten durch das chirurgische und internistische Team. Die zahnmedizinische Versorgung läuft auf Hochtouren, die Paediatrie wird vermutlich noch vor unserer Abreise die 600er (!!) Patientenmarke seit dem 01.10.2018 schaffen.
Ein Segen so wirken zu duerfen mit so vielen Helfern und Foerderern vom Niederrhein und eine Verantwortung, die man nur im Team Schultern kann und in dem Bewusstsein, dass dieses Mitleiden mit den Menschen hier uns wachsen laesst. In einer Art brennender, freimuetiger Ueberzeugung in der Welt fuer Sie einzustehen in Ihrer Not, die wir hautnah erfahren. Gleichzeitig erfahren wir hier, dass das Mitleid und die weit verbreitete Egozentrik nur um uns selbst und unsere Belange eine weichliche und feige Sentimentalitaet erzeugt, die keinen wirklich näher zu erfüllender Lebens- und Glaubensfreude führt. In Afrika lernt man, auf Gott zu vertrauen, weil die Dimensionen von Armut, Not, fehlender Teilhabe, Gewalt, Terror von Menschenhand allein allein nicht mehr zu bewegen sind.
Bonne nuit! Elke
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 5 – November 2018 –
Nach geschafftem Programm feiern wir St. Martin mit allen Kindern hier aus dem Waisenhaus, der Kinderkrippe, der Paediatrie, soweit möglich und einigen Kindern von Mitarbeitern.
Alle erfahren die Geschichte von St. Martin, wir singen Martinslieder, ziehen mit den Kindern und Müttern durchs Projekt und anschließend gibt es eine frische Rosinenschnecke aus der Ausbildungskonditorei von Klaus van Briel in Dogbo.
Alle sind sehr fröhlich und M. Dieudonne, unser Projektleiter sagt: „Jetzt sind die afrikanischen Kinder deutscher geworden. Sie machen einen St. Martins-Zug mitten in Westafrika, sie leuchten, sie singen und sie kennen nun die Geschichte des Bischofs, der mit den Armen teilt“.
Für die Grossen gibt es dann noch einen wunderbar kühlen Martini mit Limette.
Herzlich, Elke
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 6 – November 2018 –
Was man über Schutzengel lernen kann … in Afrika
Während hier das Team engagiert, motiviert und zumeist mit spürbarer Freude weiterarbeitet, sind Dr. Rüdiger Kerner, designierter stellvertretender Vorstandsvorsitzender, sowie mein Mann Peter Tervooren, ebenfalls Vorstandsmitglied der Stiftung und ich am Donnerstag in der Mittagszeit – nach dem Morgenprogramm – mit unserem Fahrer Silvan in den Norden aufgebrochen. Nach Djougou, 500 km ca.
Und wir ahnen noch nicht, dass wir neun Stunden dafür benötigen werden …Wir fahren und fahren, sehen die Landschaft vorbeiziehen, wie sie sich verändert, je mehr wir nach Norden gelangen. Der muslimische Einfluss wird mehr und mehr sichtbar. Viele kleine Moscheen, kaum noch christliche Kirchlein in den kleinen Dörfern am Wegesrand.
Schlaglöcher ziehen sich über die Strasse, in denen Menschen komplett verschwinden könnten. Die Konzentration des Chauffeurs und aller im Auto ist maximal, denn wenn man in ein solches Schlagloch hineinknallt, ist das Auto geschrottet. Man umfährt die Schlaglöcher, so wie es der Verkehr zulässt und fährt dabei durchaus auch auf der Gegenfahrbahn. Hier wirkt unser Schutzengel das erste Mal auf dieser Fahrt ganz stark. Wir kommen heil durch diese Streckenpassage!
Eine kurze Pause erlauben wir uns erst nach 6 Stunden, nur am Wegesrand. Proviant und Wasser haben wir im Auto. Eigentlich war die Kalkulation, vor der Dunkelheit in Djougou zu sein, aber mit Einbruch der Dunkelheit sind wir erst in Parakou. Das ist die zweitgrößte Stadt Benins, ziemlich weit im Norden. Wir haben den ziemlichen Umweg über Parakou gewählt, weil man uns sagte, das sei der bessere Weg. Doch in Afrika ist für uns Europäer alles relativ bzgl. der Strassenverhältnissen. Als die Dunkelheit hereinggebrochen ist in Parakou, begleiten uns zwei nette Motorradpolizisten aus der riesigen Stadt heraus.
Was dann kommt, ist in der Dunkelheit der Nacht für uns eine weitere Steigerung der Gefahren auf Afrikas Strassen. Es gibt in die Strassen eingebaute Drempel, welche die Geschwindigkeit mindern sollen. Wir kennen sie schon aus einigen anderen Strecken-Abschnitten als kleine Bodenwellen. Durchaus auch mehrmals hintereinander. Hier auf dem Weg von Parakou nach Djougou sind es Bodenwellen in Höhe von ca. 30 cm Höhe und 100 m Tiefe, manchmal einzeln, manchmal drei. Manchmal mit Ankündigung durch ein Schild, oft auch ohne.
Und das war katastrophal … Man konnte mit dem Kopf bis an die Decke des Toyota knallen und der Rücken schmerzte schon mit jedem Drempel deutlicher. Das Schlimmste jedoch war, dass man total angestrengt Ausschau halten musste in rabenschwarzer Nacht nach diesen Drempeln. Nervtötend, durchrüttelnd. Frustrierend, kaum ein Fortkommen. Runterbremsen bis fast zum Stehenbleiben, dann wieder anfahren. Alle 1-2 Kilometer! Der Schutzengel hilft, dass am Auto alles hält mitten in der Nacht, in streckenweise unbewohnt wirkender Gegend. Keine Reifenpanne, nur Erschöpfung.
Genervte Niederrheiner im Norden Benins. Dann wollen wir Erzbischof Laurent aus Niamey in Djougou treffen. Er möchte uns auf unserer Einfahrtstrasse entgegenlaufen, weil im sein Sport fehlt. Aber wir alle schätzen in der Dunkelheit falsch ein, wie weit wir noch voneinander entfernt sind. So wird es für den Erzbischof ein langer sportlicher Abend und für uns geht das angestrengte Suchen mit den Augen wieder los: Schwarzer Mann in dunkler Kleidung mitten in afrikanischer Nacht am rechten Wegesrand in unserer Fahrtrichtung … Endlich hat diese Fahrt ein Ende, wir begegnen uns, fahren zu einem Schwestern „Notre Dame des Apotres“ und werden dort auch nach 21.00 Uhr von Schwester Lucia noch sehr herzlich empfangen und mit einem leckeren Essen verwoehnt. Nudeln mit toller Tomatensosse.
Wir hatten einen super Fürsprecher!
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Tagebuch 7 – Reise November 2018
Nach etwas unruhiger Nacht morgens um 7.30 Uhr Heilige Messe in ganz kleinem Kreis. Laurent, Schwester Lucia, Rüdiger, Peter und ich. Das ermutigt und stärkt. Dann Frühstück bei den Schwestern und Abfahrt in das Krankenhaus, dass wir heute ansehen wollen. Bereits im September haben wir ein Krankenhaus mit langem Bestehen unter afrikanischer Leitung angeschaut. Heute treffen wir Kamillianerbrüder, die im westlichen Afrika Experten auf diesem Gebiet sind. Sie berichten uns von Erfordernissen, Gefahren, Chancen und Möglichkeiten unter entsprechenden Voraussetzungen. Man merkt den Dreien deutlich ihre Erfahrung und Kompetenz an und mit Erzbischof Laurent haben wir einen Afrikaner an der Seite, der Afrika versteht und weiss, wie wir Europäer ticken. Resümierend also eine Reise, bei der wir sehr viel lernen und uns ausrichten können.
Dann geht es noch etwas um Kirchendiplomatie. Der Erzbischof aus dem Niger besucht noch den Generalvikar der Diözese Djougou, da der Bischof nicht da ist und den Vicaire Episcopale, einen Priester der Missionare für Afrika. Dort werden wir noch mit frischer Ananas gestärkt und dann geht es auf einen anderen Rückweg mit der direkten, kürzeren Fahrstrecke über Savalou. Der Generalvikar hatte gemeint, dass würde ganz gut gehen, da die Strasse in grossen Teilen schon bis zu einer befahrbaren Piste erneuert ist.
Was dann kommt – das sind zum zweiten Mal 8,5 Stunden Autofahrt für ca. 400 Kilometer und auf die Route begegnet uns alles, was wir schon hatten bis auf … Staub, jede Menge Tankwagen und am Ende schwerste, überschwemmende Regenfälle.
Kommt einem auf einem Teil der Piste (die eigentlich ganz gut ist), ein schwerer Tankwagen entgegen oder fährt vor einem, dann fährt man in eine Staubwand und sieht überhaupt nichts mehr … jegliche Behinderung auf der Straße würde man nicht wahrnehmen.
Doch die Schutzengel sind äusserst ausdauernd und effektiv. Alle sind bis in die Haarwurzeln angespannt – bis auf Laurent. Er fährt mit uns zurück nach Gohomey und erklärt uns, dass Afrika eben genau so ist. Darum macht er die Augen zu und meditiert oder betet wahrscheinlich eher. Wir starren uns die Augen aus dem Kopf …. und können doch nichts sehen. Zeitweise kann ich mich auch ergeben und ich weiss, dass ich kaum auf einer Autofahrt so viel gebetet habe wie an diesem Tag. Es gibt nur eine Fahrt in Afrika, die ich in noch schrecklicher Erinnerung habe. Das war die Nachtfahrt in ein vielleicht nur 25 Kilometer entferntes Dorf mit einer aidskranke jungen Mutter und ihrem toten Baby.
Als wir die Strecke dann bis auf ca.60 km geschafft haben und schon wieder in heimatlichen Gefilden sind, beginnt ein sicher
halbstündiger sturzbachartiger Regen, der uns wieder jede Sicht nimmt und uns zum Amphibienfahrzeug macht. Wasser und Staub, unsere „Guides“ – so nenne ich die Schutzengel seit meiner Zeit in und mit Afrika – sind scheinbar mit jedem Element, mit allen Hindernissen und Gefahren vertraut. Einfach wunderbar und „Grace a Dieu“ kommen wir gegen 20.30 Uhr wohlbehalten in Gohomey an.
Das „Bonne arrive!“ kommt dann aus ganzem Herzen und jeder weiss, dass es keine Selbstverständlichkeiten war. Wir nehmen unseren Chauffeur Silvan in den Arm und danken ihm. Afrika gibt einem manchmal so strapaziöse Wege, dass man sich fragt, was einem damit gesagt werden soll.
Für diese Reise habe ich noch keine klare Antwort gefunden … Obwohl sie viele Gedanken in mir auslöste und das immer noch tut.
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 8 – November 2018 – Ende der Reise
Mission completed! Gegen 10.45 Uhr traf unser Bus wieder in Kevelaer ein. M. Dieudonne grüsst alle Teammitglieder ebenso herzlich wie Erzbischof Laurent, der auch wieder gut in Niamey/Niger angekommen ist.
Auch ich danke allen in unserem Team in ganz besonderer Weise noch einmal für Ihr großartiges Engagement. Dem chirurgischen Team möchte ich noch einmal sagen, dass ich das Risiko und die Unwägsamkeiten Afrikas speziell bei Eurem Tun sehr achte, den Mut, das Können und den Willen zur Linderung von Leiden ganz, ganz hoch schätze!
Es war schon eine der ganz besonderen Missionen in Benin … in allen Belangen. So viele Menschen sprechen über dieses Engagement, so dass das Thema „Identität Niederrhein“ perfekt transportiert wurde in großartiger Solidarität mit den Ärmsten der Armen. Den Teams aller Fachrichtungen „grand merci“. M. Dieudonne, unser Projektleiter hat diese erste und bisher große Mission phantastisch pariert. Chapeau!! Rüdiger Kerner möchte ich ebenfalls herzlich danken, insbesondere auch für sein mit Peter und mir „auf dem Weg sein“ in den Norden für die Zukunft unseres Hospitals in Gohomey!
Ein supergrosses Dankeschön an alle Medien in unserer Region, die diese Mission so toll mitgetragen und verbreitet haben. Die Reaktionen lassen schon jetzt spüren, welch‘ große Hilfe das wird.
Bonne reinstallation ici!!
Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Benin-Tagebuch 9 – November 2018 – Mission completed
Das Team ist wohlbehalten und frohen Herzens an den Niederrhein zurückgekehrt. Die Mission „Identität Niederrhein“ ist wie der klare fingerprint im Logo sichtbar geworden. Dazu hat das Team mit seinem großartigen Engagement ebenso beigetragen wie auch unsere niederrheinischen Medien mit unserer Botschafterin Steffi Neu und ihrem Mann, Dr. Markus Bremers. Die Solidarität der Menschen am Niederrhein, die schon seit fast 25 Jahren für diese humanitäre Arbeit spenden, hat ein Gesicht bekommen durch diese Mission. Alle waren mit allen durch die tolle Berichterstattung auf allen Kanälen verbunden. Das war einzigartig bisher in der Geschichte von APH! Menschen haben uns ihre guten Wünsche, ihre Spenden-Termine und -gedanken, ihr Beten und ihre Kerzen für uns und die kranken Menschen in Benin per Facebook oder WhatsApp übermittelt und auch wir konnten im Gegenzug fast zeitnah berichten.
Neben aller Freude darüber muss man wissen, dass uns viele Situationen an die Grenzen brachten. Dabei hatte das chirurgische Team um Dr. Johannes Kohler mit komplexen, über mehrere Stunden dauernden Einsätzen im OP-Container für eine Operation eine große Kraft- und Risikobelastung. Die Unwägbarkeiten Afrikas wie Strom- und Generatorausfall, Wasserprobleme lassen sich auch unter allen Vorsichts-und Sicherheitsmaßnahmen nicht komplett ausschalten, auch wenn wir oft meinen, auch das alles beherrschen zu können.
Die Menschen in der Region Couffo, 800.000 Einwohner, hatten über Radio Couffo die Ansagen bekommen, dass ein medizinisches Team aus Deutschland kommt und welche Spezialisten im Team sind. Dementsprechend war der Zulauf groß und die Fälle wirklich sehr schwer, sehr komplex, mit hoher Multimorbidität (Mehrfacherkrankung). Was uns alle sehr beunruhigt hat und von unseren beninischen Arztkollegen jetzt auch definitiv so bestätigt wurde, ist wohl eine wieder ansteigende Aids-Infektionsrate. Unser Team wird darüber mit dem Zonen-Gesundheitsarzt sprechen und die Wiederaufnahme der Sensibilisierungs-Kampagnen ankündigen. Ursache ist eine ansteigende Armut im Land.
Seit 2015 (Armutsrate 41 %) ist diese bis 2017 auf 48 % gestiegen. In ländlichen Gegenden liegt sie noch höher und in Familienstrukturen, die allein von Frauen geführt werden, ist sie am höchsten. Durch die Armut steigt die Prostitution. Mädchen, die sich so das tägliche Geld für die Schulspeisung „verdienen“, weil sie es von ihren Eltern nicht mehr bekommen können.
Unser jetziger Projektleiter, M. Dieudonne Bouba und auch der Polizeikommandant, den ich besucht habe, um für alle Kooperation bzgl. der Sicherheit und Ordnung am und um unser Zentrum zu danken, bestätigte, dass junge Mädchen auch in Gohomey ihren Körper ungeschützt für ein Mittagessen in der Schule am nächsten Tag anbieten …. 350 CFA, ca. 50 Cent! Eine entsetzliche Vorstellung mit natürlich wieder ansteigender HIV-Infektionsrate.
Auch aus Armut, Frustration und Perspektivlosigkeit ist es für die Djihadisten und marodierenden Banden im Niger (letztere hatten vor einigen Wochen bekanntlich einen italienischen Priester und im Frühjahr einen deutschen Entwicklungshelfer entführt) aktuell ein leichtes Spiel.
Junge, frustrierte, durch Armut und Chancenlosigkeit perspektivlos gewordene Jugendliche können kinderleicht für relativ kleines Geld geworben werden für Überfälle, Entführungen etc. Frieden ist eine Frucht der Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit, diese Chance auf Teilhabe fühlen die allermeisten Menschen Afrikas nicht. Migration, Terror, Krieg sind die Folgen. „Der Tod ist immer ein Mörder“ sagt man in Frankreich bis heute mit Simon de Beauvoir, der großen Philosophin und Schriftstellerin des Landes.
Rupert Neudeck nahm diese Aussage in bestimmten Situationen auf, obwohl er ein tief gläubiger Mensch war. Ich konnte bei diesem Projektbesuch in Benin und auch bei den Berichten Laurents etwas von diesem Satz für Millionen von Menschen in Afrika nachvollziehen. Der Tod als Migrant auf dem Mittelmeer, der Tod durch Aids, der Tod durch Hunger, Terror, Krieg … mörderische, vermeidbare Geschehnisse … die durch unterlassene Hilfeleistung, Gleichgültigkeit in Europa und in der Welt entstehen.
Die Hilfsorganisationen – gleich ob kirchlich oder privat – können nur kleine Leuchttürme, kleine Perspektivgeber sein. Manchmal hilft das jedoch schon sehr deutlich für eine ganze Region.
Das erleben wir Dank der großartigen Hilfe vieler Menschen am Niederrhein immer wieder. Alle Funktionen des sicher bald vom beninischen Gesundheitsministerium zum Hospital zu erklärenden Krankenhauses sind durch die Spender und dir Fachteams realisiert worden.
Die Endoskopie, die Zahnheilkunde, die Pädiatrie. Die digitale Röntgenanlage und der OP-Container haben diesen Quantensprung der Fortentwicklung dieses einst kleinen Busch-Krankenhauses durch die Spende des Klever Unternehmers Bernd Zevens ermöglicht.
Afrika muss seinen Weg finden, Korruption bekämpfen, glaubwürdige Regierungen schaffen, wirklich an der Seite der eigenen Menschen sein und dem Rest der Welt klar ansagen, wann und wobei wir Hilfestellungen geben können. Und diese müssen dann konsequent nicht für eigene Bedürfnisse und Chanson genutzt werden, sondern zu 100 Prozent nachvollziehbar zum Wohle der Bevölkerungen des jeweiligen Landes.
Wesentlich scheint jedoch zu sein, was Erzbischof Laurent sinngemäß in dieser Woche in einer Konferenz afrikanischer Staaten im Niger sagte. Es sei essentiell, dass jetzt nicht mehr geredet und diskutiert würde, sondern konkret gehandelt.
Die Jugend in Afrika braucht Perspektiven für Ausbildung, Jobs, Lebensunterhalt, Teilhabe. Ansonsten verlöre man in Afrika immer mehr jungen Menschen an marodierende Banditen-Banden und Djihadisten oder durch Flucht.
Die Stiftung Aktion pro Humanität versucht in Benin seit 1994/95 und im Niger seit 2005 so mit den Menschen zusammenzuarbeiten, dass nicht wir die Projekte bestimmen, sondern die Menschen vor Ort sagen, was ihnen weiterhelfen könnte. In Benin sind es bis zum Ende des Jahres ca. 85 einheimische Mitarbeitende, die in Lohn und Brot des Projektes und damit der Stiftung stehen. Fluchtabsichten wurden nie angesprochen, waren wohl auch kein Thema. Denn diese Mitarbeitenden finden ihr bescheidenes, aber sicheres Auskommen, erhalten medizinische Hilfe mit ihren Familien. Sehen Perspektiven.
In herzlicher und dankbarer Verbundenheit mit Ihnen / Euch allen und den „Ohnmächtigen“ dieser Welt sowie in dem unerschütterlichen Glauben, dass die Perspektiven, von denen Erzbischof Laurent Lompo spricht, realisierbar sind, wenn wir alle „Teilen“ zu einem unserer Lebensprinzipien erklären und dass diese Perspektiven den Kontinent Afrika und unsere Welt positiv verändern. Denn Frieden ist eine Frucht der Gerechtigkeit. Und wir alle können so auch zu Handwerkern des Friedens werden.
Heute am Welttag der Armut können wir – wie Papst Franziskus es nahelegt – auf vielfältige Weise darüber reflektieren, wie wir es realisieren, den Armen in unserer aktuellen Welt „den Vortritt“ zu lassen. Denn „Arme sind kein Problem“, so betont es Papst Franziskus, „sie sind eine Ressource“, die uns hilft, unseren Blick, unser Herz und unseren Geist zu weiten.