2018 – Tagebuch 6 – Teil 1

Im Niger – Januar 2018 – Teil 6

Wir beten gemeinsam und angesichts der tiefen Ergebenheit und auch Offenheit Laurents bezüglich dieser schweren Situation in seiner Familie sind wir alle drei sehr still, als wir langsam wieder Anschluss suchen an die Gruppe. Alle Familien hier und überall auf der Welt haben solche menschlichen Tragödien als Kreuze zu tragen. Gleich, ob sie Bischöfe, Politiker, Geschäftsleute oder Viehzüchter sind.

Und ich denke plötzlich auf dem Weg zwischen den Hütten daran, wie sehr Laurent mich gestärkt und getragen hat nach dem Tod von Herbert. Wie er sich mit Peter und mir über unsere Beziehung und die neue Lebensperspektive gefreut hat. Wie er zu unserer Hochzeit – damals schon als Weihbischof – mit uns war, als Rolf Lohmann uns im Klarissenkloster getraut hat. Mir fallen die Szenen am Sterbebett meines Vaters ein, wo er so lange mit uns gewacht und gebetet hat. Jetzt beten wir mit ihm am Krankenbett seines Bruders.

Als wir ins Dorf hineingingen, haben wir alle gestoppt, um an den Gräbern von Laurents Vater und Mutter zu beten. Pere Vito, der 70 jährige italienische Priester ist Missionar für Afrika (SMA) und seit über 30 Jahren in Burkinas Faso und im Niger unterwegs mit den Menschen.

Immer in den ländlichen Regionen, unter für mich schier unmöglichen Lebensbedingungen, jedoch wirklich ganz, ganz nah bei den Ärmsten der Armen. Er erzählt mir, dass er hier im Dorf Laurents Mutter beerdigt hat, als Laurent bei uns in Deutschland war. Wir haben mit ihm für seine Mutter, die Christin war, die Auferstehungsmesse im Klarissenkloster zusammen mit unserem APH-TEAM gefeiert.

Auch bei der Beerdigung meines Vaters war Laurent noch mit uns – wieder als Konzelebrant mit Rolf Lohmann. Alle diese Bilder ziehen an mir vorbei als wir das Gehöft der Familie Lompo im Dorf Kolbou verlassen. Aus den Augenwinkeln nimmt man die Militärs wahr, die immer in Abstand um uns sind. Doch die Situation hat nichts Bedrohliches. Ich kann ganz ruhig weiterdenken hier inmitten dieses Saheldorfes, wie sehr sich unsere Lebenswege und Familiengeschichten alle miteinander verwoben haben – trotz der 5000 Kilometer Entfernung, des anderen Kontinents, der ganz anderen Lebensplanungen.

Ich sehe Laurent und Rolf Lohmann lachend gemeinsam auf dem Motorrad bei der MOWA auf den Kapellenplatz fahren und denke auch an schwere Zeiten für Laurent zu Beginn seines Bischofsamtes, an die Zeit der tiefen Bestürzung unmittelbar nach den Kirchenschändungen hier im Niger, wo Peter und ich gemeinsam mit Rolf Lohmann – damals noch als Rektor der Wallfahrt in Kevelaer – an seiner Seite sein konnten. Lebenswege, die auf diesem kurzen Fußweg durch den Sand, entlang an den Lehmmauern der Hütten, in gleißender Mittagshitze, ganz lebendig werden und als tiefes Glück dankbar empfunden werden können hier im Niger.

Auf dem weiteren Weg sehen wir das Terrain für das Mare, welches noch in der Nähe von Kolbou liegt.

 

Besuch Brunnendorf

Dann geht es wieder im Auto weiter in das kleine Dorf Tiboanti, wo einer der zuletzt errichteten Brunnen aus 2017 entstanden ist. 37 Brunnen sind seit dem ersten Kevelaer-Brunnen im Jahre 2005 gefolgt.

Das berichtet Dieudonné, unser nigrischer Sozialarbeiter, der für alle Brunnen und  Brunnen- Komitees der lokalen Bevölkerung zuständig ist.

Auf dem Rückweg nach Makalondi besuchen wir noch die neu gebaute Apotheke, die von der Kirche und Ordensschwestern betrieben wird – mit Medikamentenhilfe als Support von der action medeor.

Diese Apotheke ist in Funktion und Betrieb eigenständig und unabhängig von der staatlichen Krankenstation in Makalondi. Sie hilft der Bevölkerung sehr, dort nahbei die Medikamente zu finden, die verordnet wurden.

Ich denke an die fröhlichen, alljährlichen Gartenfeste von Irene Martens und Axel Baumanns, die das und Vieles mehr im Niger ermöglicht haben.

 

Die Ordensschwestern haben alles gut in Schuss. All das vermittelt ein gutes Gefühl. Nach dem Mittagessen in dem kleinen Kirchenanwesen sehen wir dann die staatliche Krankenstation in Makalondi erstmals nach sieben Jahren wieder.