Waisen

Kindern eine Zukunftsperspektive geben

Seit 1997 wurde APH durch die sozialen Dienste im Land mit der Tatsache einer doch nicht unbeträchtlichen Anzahl von Waisenkindern bzw. Kindern, deren Versorgung aus unterschiedlichsten Gründen überhaupt nicht gesichert war – auch in der ländlichen Region – konfrontiert. In der Zeit der zunehmenden Aidsinfektionen intensivierte sich diese Konfrontation mit dem Thema für APH zum Einen durch die aidskranken, sterbenden Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgten. Sie waren ja stigmatisiert und so eben auch oft nicht mehr gewollt in den Großfamilien. Doch auch die Großfamilien selbst meldeten sich, wenn sie mit der Aufnahme solcher Waisenkinder aus Familien verstorbener Eltern einfach versorgungstechnisch überfordert waren. Man schafft es im ländlichen Bereich ja kaum. die eigene Familie jeden Tag satt zu bekommen. So schätzen die sozialen Dienste der Departement-Regierung im Couffo und Mono das Projekt „Jardin des Enfants“ (Garten der Kinder) mit seinen drei Säulen der Versorgung sehr.

Seit 1998, der Fertigstellung des ersten APH-Waisenhauses in Gohomey, sind in den Jahren bisher mehr als 95 Waisenkinder nach dem bekannten SOS-Kinderdorf-Prinzip in den anfänglich drei Waisenhäusern aufgenommen, betreut und bis zum Ende ihrer Ausbildung unterstützt und gefördert worden. Dauerhaft ist nun ein Waisenhaus neben der Kinderkrippe und dem Kinderdorf-Betreuungsprojekt in Funktion.

Zur weiteren Ausbildung besuchen die Mädchen und Jungen entweder ein Internat, um weiterführende Schulen zu besuchen, oder sie werden anschließend in ihre Restfamilie in den Dörfern rückintegriert. Die Kinder werden auch in dieser Phase durch regelmäßige Besuche und Gespräche weiter von APH fördernd begleitet. Ihre medizinische Versorgung ist durch APH sichergestellt.  Unser Ziel ist die Begleitung der Kinder bis zur Gründung einer eigenen Familie. 

Die Kriterien für die Aufnahme ins Waisenhaus sind sehr streng. Denn es ist leider so, dass es Familien gibt, die sich der Verantwortung für ein Kind zu entledigen versuchen und es in ein Waisenhaus abschieben wollen. Um solchen Missbrauch der Waisenhäuser als bequeme Abgabestelle für die immer noch zu vielen Kinder in den Familien zu vermeiden, müssen für die Aufnahme in das Projekt sehr differenzierte und strenge Kriterien angelegt und umfangreiche Recherchen auf unterschiedlichsten Ebenen durchgeführt werden. Heute werden die Kinder nur noch in enger Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium aufgenommen. 

In der Kinderkrippe (Pouponnière) werden Kinder mit desolater Ernährungssituation – hauptsächlich verursacht durch den Tod der Mutter – zwischen  0 und 3 Jahren aufgenommen. Durch ihren Tod verliert das Kind die beste, aber auch die preiswerteste Nahrungsquelle, die Muttermilch. Um den Kontakt zwischen Kind und Familie aufrechtzuerhalten, muss der Vater eine Pflegemutter für das Kind finden, die dann mit dem Kind zusammen in die Kinderkrippe aufgenommen und in der Versorgung des Babys angeleitet wird. Diese humanitäre Dienstleistung der Kinderkrippe kommt aber auch HIV-positiven Kindern zu Gute.
So ist die Kinderkrippe inzwischen zu einem Zentrum für die basismedizinische Versorgung von aidsinfizierten / aidskranken Kindern umstrukturiert worden. Da hier sowohl mangelernährte Säuglinge und Kleinkinder mit ihren Pflegemüttern als auch HIV-infizierte und aidskranke Kinder mit ihren Müttern miteinander leben, ist diese Kinderkrippe wegen ihres  integrativen Konzeptes von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hochgelobt worden. Wenn die Kinder in der Pouponnière die notwendige physische und psychische Stabilität erlangt haben, kehren sie mit ihren Ersatzmüttern ins Dorf zurück und werden im Rahmen des „Kinder-Dorf-Betreuungsprojekts“ von uns weiter begleitet. Für den Fall, dass die Restfamilie fehlt, werden die Kinder in einem der Waisenhäuser weiter betreut.

Viele Waisen werden in der Dorfgemeinschaft betreut. Die Kinder leben in der eigenen Großfamilie oder einer Adoptionsfamilie, die von APH mit einem kleinen, angemessenen Betrag für das Kind unterstützt wird (ca. 7,50 Euro pro Monat). Regelmäßig werden sie vom Team der Sozialarbeiter/innen besucht. Dabei wird gewogen, der Gesundheitszustand einschließlich der seelischen, familiären und schulischen Entwicklung untersucht. Es werden Beratungs- und Aufklärungsgespräche mit der Pflegemutter geführt, die so Unterstützung und Beratung bei der Betreuung ihres Kindes/ Pflegekindes erhält. So wird der ordnungsgemäße Einsatz der Spendengelder zum maximalen Nutzen der Kinder kontrolliert. Wenn medizinische Versorgung angesagt ist, wird das Kind im Krankenhaus in Gohomey vollumfänglich und auf Kosten von APH versorgt. Ebenso werden die Ausbildungskosten für das Kind von APH übernommen.

APH ist es wichtig, dass die Kinder möglichst wieder in das für ihre Sozialisation im eigenen kulturellen Kontext so wichtige dörfliche und Großfamilien-Milieu zurück integriert werden.

Sehr wichtig ist der APH im Kontext des Themas Waisen die grundsätzliche und ausnahmlose Ablehnung von Auslandsadoptionen. Damit steht sie im Einklang mit der Regierung Benins und anderen seriösen Hilfsorganisationen.

Die der APH anvertrauten Waisenkinder sollen die bestmögliche Versorgung und Förderung im eigenen Land bis zu ihrer Volljährigkeit erhalten. Sie sollen in ihrem Land – unter dem Schutz und an der Hand der APH – leben und aufwachsen können, ihr Land und ihre Traditionen kennen lernen und ihre natürliche Entwicklung erleben können.

APH ist überzeugt, den ihr anvertrauten Kindern in medizinischer und sozialer Hinsicht sowie mit ihren Bildungs- und Ausbildungsangeboten eine gute Zukunftsperspektive bieten zu können. Etwaige Vorteile, die sich durch eine Adoption ins Ausland ergeben könnten, werden nach Auffassung von APH mehr als kompensiert durch den Nachteil, sich als ohnehin problembelastetes Kind in ein völlig neues kulturelles, sprachliches und soziales Umfeld einleben zu müssen.

Es ist darüber hinaus ein ebenso grundsätzliches wie natürliches Anliegen von APH, dem in Benin noch nach wie vor verbreiteten, kommerziellen Kinderhandel entgegenzutreten und von vorneherein auf allen Seiten jeglichen Gedanken daran zu unterbinden.

Waisen im Überblick

Zahlen · Daten · Fakten

  • 95

    Waisenkinder werden seit 1998 durch APH betreut.

  • 31

    Waisenkinder und Jugendliche werden in Internaten betreut.

  • 12

    junge Menschen aus dem APH-Projekt besuchen die Universität.

  • 654

    Halbwaisen in sozial schwierigen Situationen erhalten Finanzhilfen zum Schulbesuch.